In unregelmässigen Abständen werde ich hier Berichte zu aktuellen Themen veröffentlichen.
2019-02-08
Bauprojekte sind konfliktanfällig, sei es im Planungsprozess, im Bauprozess oder im Betrieb. Die individuellen Interessen und Bedürfnisse der Beteiligten (Bauherr, Planer, Nutzer) fliessen nicht immer transparent in die Prozessebenen ein.
Bei komplexen Bauvorhaben, bei Bauvorhaben institutioneller Anleger und bei Bauten der Öffentlichen Hand sind bereits auf der Seite der Bauherrschaft eine Vielzahl von mitbeteiligten Personen in die verschiedenen Prozessebenen integriert. Steuerungsgremien, Projektteams und unabhängige Bauherrenberater sind fest verankerte Organisationseinheiten. Das Entdecken der Interessen und Bedürfnissen hinter den individuell geäusserten Positionen verlangt hohe Aufmerksamkeit vom Projektleiter. In der Praxis zeigt sich ein natürlicher Bedarf an konsensorientierter Kommunikation um die Projektziele kontinuierlich mit den Rahmenbedingungen abzugleichen, politische/unternehmerische Korrekturen auf allen Ebenen zu berücksichtigen und politische Vorstösse auf eine mögliche Projektrelevanz zu prüfen. Dabei dürfen auch die Projektbetroffenen (Stakeholder) und die nebengeordneten Planungsträger (Standortgemeinde, Nachbarn, Verbände) nicht vernachlässigt werden.
Spätestens in der Phase 2 SIA (Vorstudien), mit der Wahl und Beauftragung der Planer für die Projektierung des Bauvorhabens, steigt die Anzahl der Beteiligten innerhalb der Projektorganisation. Die Wahl des geeigneten Organisationsmodells (Einzelplaner / Generalplaner / Totalunternehmer) ist mit den Interessen und Bedürfnissen des Auftraggebers sorgfältig abzustimmen. Je nach gewählten Organisationsmodell, verschiebt sich die Konfliktebene innerhalb des Projektteams und damit auch der Einfluss des Projektleiters auf eine nachhaltige Konfliktlösung. Bei einem Konflikt innerhalb einer Planergemeinschaft muss der Projektleiter allenfalls einen unabhängigen Mediator beiziehen. Jeder noch so geringe Konflikt innerhalb einer Planungsgemeinschaft stellt eine Ablaufstörung dar und beeinträchtigt den Projekterfolg. Mediatives Handeln des Projektleiters wirkt Störungen entgegen, schafft Vertrauen zwischen den Vertragspartnern, wirkt wechselseitig / dynamisch und gibt der Komplexität den notwendigen Raum.
In der Praxis zeigt sich zu Beginn der Phase 4 SIA (Ausschreibung), unabhängig vom gewählten Organisationsmodell, eine Verschiebung der Projektverantwortung vom Architekten zum Baumanagement. In dieser oft nicht eindeutig kommunizierten Übergabe der Verantwortung ist die Aufmerksamkeit des Projektleiters besonders gefordert. Unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse der beiden Planerdisziplinen führen zu einem erhöhten Konfliktrisiko. Der Projektleiter sorgt im mediativen Prozess für veränderte Sichtweisen, ermöglicht bei den Beteiligten eine Neuausrichtung der Denkweisen und hilft somit das Rollenverständnis innerhalb von Arbeitsgemeinschaften zu klären. Das mediative Handeln des Projektleiters ermöglicht die Akzeptanz der Unterschiedlichkeit.
Was in den Phasen 2 bis 4 SIA auf die Planer begrenzt ist, gilt ab der Phase 5 SIA (Realisierung) nun auch für die beteiligten Unternehmer. Oft werden die Interessen und Bedürfnisse der beteiligten Unternehmen und die vor Ort anwesenden Handwerker auf eine monetäre Sichtweise reduziert. Die dabei entstehenden Konfliktsituationen stellen empfindliche Ablaufstörungen dar und können sich negativ auf Qualität, Termine und Kosten auswirken. Dabei sind alle am Projekt beteiligten Organisationseinheiten davon betroffen; insbesondere, wenn sich ein Konflikt ausweitet und in einem Gerichts- / Konkursfall endet. Dank mediativem Handeln des Projektleiters steigt die Wertschöpfung durch die Aktivierung von Ressourcen auf der Basis unterschiedlicher Interessen.
Mit der mängelfreien Übergabe des Bauwerks an den Eigentümer und dem Eintritt in die Phase 6 SIA (Bewirtschaftung) endet, mit Ausnahme des Projektabschlusses nach SIA, die Verantwortung des Projektleiters. Jedoch nicht für den Bauherrn. Wurde der Nutzer / Mieter nicht angemessen in den Prozess integriert, werden sich diese Differenzen letztendlich auf die Wirtschaftlichkeit der Immobilie auswirken.
Fazit
Konfliktfälle gehören typischerweise zum Planen, Bauen und Betreiben von Immobilien. Konflikte frühzeitig zu erkennen und im Interesse aller Beteiligten zeitnahe und zukunftsgerichtet zu lösen gehört im heutigen Spannungsfeld zu den wichtigsten Kompetenzen eines professionellen Projektleiters. Hier überall hilft ein Vorgehen nach dem Muster der Mediation, präventiv die unangenehmen Formen von Stau, Frustration und Verzweiflung zu vermeiden. Grossartige Projekte entstehen letztendlich dank erfolgreichem Zusammenspiel grossartiger Menschen.
„Der Ursprung allen Konflikts ist, dass ich nicht sage, was ich meine und nicht tue, was ich sage.“ Martin Buber
Stephan - 09:24:27 @ Mediation | Kommentar hinzufügen
2019: | Februar |
Stephan Indermühle
+41 79 504 19 67
Hirsmühleweg 6
8157 Dielsdorf
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